Freitag, 29. Juni 2012

Jesus, eine ethische Instanz?



„Christliche Werte“.
Was verbindet man damit? In der Politik hierzulande gilt „christlich“ oftmals als Synonym für „humanistisch“. Warum man „christlich“ und nicht „humanistisch“ sagt, sollte man die Leute fragen, die glauben, es sei tatsächlich synonym zu gebrauchen.

Wie dem auch sei, als erstes wird man ganz automatisch mit „christlich“ ein sozial angebrachtes Verhalten assoziieren. Was im Grunde auch nachvollziehbar ist. Immerhin schreibt sich das moderne Christentum einen wichtigen sozialen Grundsatz (wenn nicht sogar den Grundsatz schlechthin) auf die Fahne, nämlich seine Mitmenschen auf eine Art zu behandeln, wie man selbst wünscht behandelt zu werden. Zwar haben schon Jahrhunderte vor dem biblischen Jesus Philosophen (und im asiatischen Raum weitere Gelehrte) genau diesen Grundsatz  aufgeschrieben (und somit gezeigt, dass er nicht auf göttlicher Weisheit basiert, sondern in höchstem Maße menschlich ist), aber das soll vorerst am Rande stehen.
„Christliche Werte“. Diese Formulierung geht natürlich auf den „Christus“, auf „Jesus Christus“ zurück. Die Frage, die sich daraus ableitet ist, ob die „christlichen Werte“ es sich tatsächlich verdient haben, als Synonym für humanistische Werte zu gelten und ob daher Jesus eine ethische Instanz darstellt, der es sich nachzufolgen lohnt.
Waren die Werte und allgemeine Vorstellungen, die Jesus geprägt haben soll, tatsächlich humanistisch bzw. haben sie Vorbildcharakter in einer aufgeklärten Gesellschaft?
Dass sich keinerlei historische Belege für den biblischen Jesus finden lassen und seine gesamte Existenz auf Schriften berufen, die viele Jahrzehnte nach seinem (angeblichen) Tod in widersprüchlicher Form aufgeschrieben wurden, sollte dabei erst einmal außer Acht gelassen werden.
Mal angenommen, es habe ihn tatsächlich gegeben…

Beginnen wir mit dem eingangs erwähnten Grundsatz, der wohl der bekannteste der gesamten Bibel ist:
„Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“
sagt Jesus laut Luther in Matthäus 7:12.
Ist nun Jesus für diese „Idee“ zu loben? Fraglich. Ca. 400 Jahre vor Christus hat schon Epikur einen solchen Grundsatz formuliert.
Und Jahrhunderte vor diesem galt z. B. im Buddhismus eine ganz ähnliche Weisheit, die da lautet:
„Was für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, das ist auch für den anderen eine unliebe und unangenehme Sache. Was da für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, wie könnte ich das einem anderen aufladen?“
Man könnte die Aufzählung noch um einige weitere kluge Menschen erweitern, wie um Isokrates, der ebenfalls Jahrhunderte vor dem biblischen Jesus lebte:
Tut anderen Menschen nicht an, worüber ihr empört wäret, wenn ihr es selbst erfahren müßtet. Was immer ihr mit Worten verurteilt, dies setzt auch niemals in die Tat um.“

Auf der Hand liegt, dass Jesus nicht der Erfinder dieser „Weisheit“ war. Wie auch? Würde man eben das vermuten, stellte man den Menschen der damaligen Zeit ein furchtbares Armutszeugnis aus. Denn das würde bedeuten, sie hätten vor dem Auftreten des jüdischen Zimmermannes nie Empathieregungen gefühlt und sich wie a-soziale Barbaren aufgeführt.
Eine bereits geläufige und seit Jahrhunderten weit verbreitete Grundeinstellung einfach zu wiederholen, ist nun wirklich kein Kunststück.
Diesen Wert als einen „christlichen“ zu bezeichnen, ist ganz und gar absurd. Das zu behaupten wäre vergleichbar mit der Behauptung, Ikea habe die Möbel erfunden.

Ähnlich absurd mutet ein weiterer Ausspruch des Jesus an, der einige Kapitel zuvor aufgeschrieben wurde.
In Matthäus 5:27, 28 heißt es:
„Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen."  Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“
Man könnte sich natürlich nun in Exegese versuchen und den Text interpretieren, sodass man etwas liest, was dort einfach nicht steht.

Tatsächlich predigt Jesus hier ganz ausdrücklich die Gedankenverbrechen.
Die Aussage der „Alten“ in diesen Versen macht im Grunde Sinn – Brich nicht die Ehe. Die Ehe ist ein Versprechen, dieses Versprechen zu brechen ist ein Vertrauensbruch und natürlich aus moralischer Sicht verwerflich. Und eben das reicht doch aus (ganz davon abgesehen, dass niemanden ein Ehebruch etwas anzugehen hat, außer die daran Beteiligten). Jesus aber geht einen Schritt weiter und kriminalisiert die Gedanken der Menschen. Das Perfide daran ist, dass ein Mensch seine Gedanken nicht steuern kann. Zwar ist man rein objektiv für seine Taten verantwortlich, aber für seine Gedanken?
Das Resultat aus Jesu gepredigten Gedankenverbrechen ist eine „Nonstop-Sünderrolle“. „Denke nichts Schlechtes!“ umformuliert – „Denke nicht an lila Elefanten!“ und an was denkt der Zuhörer? Richtig, genau an das, woran er nicht denken sollte. So frei sind die Gedanken…

Der biblische Jesus - ein Vorbild in Sachen Ethik?
George Orwell griff das Thema „Gedankenverbrechen“ in seinem Roman 1984 auf. Der Protagonist des Buches bringt es ernüchternd auf den Punkt: „Gedankenverbrechen zieht nicht den Tod nach sich, Gedankenverbrechen ist der Tod.“

„Jesus wollte doch nur was ganz anderes ausdrücken“, könnte man sagen, „nämlich, dass man auf seine Gedanken achten sollte, da aus ihnen die Handlungen hervorgehen!“.
Nur steht das dort nicht. Wie schon erwähnt, man kann den Text uminterpretieren, nur leider hat das zum Ziel, etwas im Text zu lesen, was der Text nicht sagt.

Sokrates sagte im totalen Gegensatz, ebenfalls einige Jahrhunderte vor Jesus, „Folge dem Argument, wohin es auch führt.“. Sicherlich war der Kontext ein anderer und Sokrates wollte auch in eine andere Richtung weisen, nämlich den vernünftigen Argumenten zu folgen, quasi die Rationalität zu ehren, aber der Gegensatz ist dennoch auffällig. Auf der einen Seite der jüdische Zimmermann, der Gedanken verurteilt, sie sogar mit der Tat auf eine Stufe stellt (somit wäre der Gedanke so schlimm wie die Tat, selbst wenn dadurch überhaupt niemand in Mitleidenschaft gezogen würde. Das wiederum zeigt direkt, dass Jesus überhaupt nicht an die Person dachte, die möglicherweise Schaden nehmen würde). Auf der anderen Seite steht der griechische Philosoph, der genau das Gegenteil lehrte, nämlich dem Gedanken bzw. dem Argument zu folgen, und somit eine Sache zu Ende zu denken und sich demnach über Sinn und Unsinn der Sache vernünftig zu vergewissern.

Diese Gegenargumentation gegen das von Jesus gelehrte Gedankenverbrechen mag ein wenig überzogen klingen. Behält man jedoch im Hinterkopf, dass aus diversen Texten hervorgeht, dass Gott die Herzen und Gedanken der Menschen kennt (besonders im AT scheint dies Betonung zu finden), wird Jesu Anmerkung doch schon in ein anderes Licht gerückt, da sich in diesem Kontext noch die Überwachung zeigt, die laut Bibel den Menschen gilt. Gott sieht alles, Gott sieht deine Gedanken. Somit wird jedes „Gedankenverbrechen“ direkt von eben diesem Gott wahrgenommen. Eine Sünderrolle, die dem Menschen aufgedrängt wird. Nonstop.
Eine sehr bedenkliche Gesinnung, die der biblische Jesus hier vertritt.
Nicht zuletzt darum, weil sie dazu beitrug, dem Menschen die unglaublich starke Bürde der Selbstverachtung aufzuladen. Der Mensch sei schlecht, schlicht weil er Mensch sei. Seine Schlechtigkeit sitzt schon in den Gedanken. Jesus setzte dem seinen Stempel auf.

Es gibt in den Evangelien 3 Begebenheiten, die sehr schön eine gewisse Charaktereigenschaft Jesu verdeutlichen.
Die erste Begebenheit ist nachzulesen in Markus 11: 12-14, 20, 21:
„Und des anderen Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf fände, und da er hinzukam, fand er nichts denn nur Blätter, denn es war noch nicht Zeit, daß Feigen sein sollten. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand ewiglich! Und seine Jünger hörten das. (…)  Und am Morgen gingen sie vorüber und sahen den Feigenbaum, daß er verdorrt war bis auf die Wurzel. Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.“
Jesus verfluchte einen Feigenbaum aus Enttäuschung oder Wut, dass er keine Früchte für ihn trug. Dieser starb ab und verdorrte.

Die zweite Begebenheit wurde in Matthäus 8: 30-34 festgehalten:
„Es war aber ferne von ihnen ein große Herde Säue auf der Weide. Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren. Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzte sich von dem Abhang ins Meer und ersoffen im Wasser.
Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und sagten das alles und wie es mit den Besessenen ergangen war. Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus Jesu entgegen. Und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er aus ihrer Gegend weichen wollte.“
Hier trieb Jesus Dämonen aus und schickte sie auf ihr Bitten hin in eine Herde Schweine, welche er damit zum Tode verdammte. Die Hirten der Herde konnten nur zusehen, wie ihre Tiere in den Tod getrieben wurden. Nicht verwunderlich, dass die Menschen Jesus daraufhin nicht um sich haben wollten.

Die letzte Begebenheit schließlich gehört zu den bekanntesten Geschichten Jesu überhaupt. Es ist die Begebenheit, in welcher Jesus die Händler aus dem Tempel vertrieb:
„Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen und verschüttete den Wechslern das Geld und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben feil hatten: tragt das von dannen und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause! Seine Jünger aber gedachten daran, daß geschrieben steht: Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.“
(Johannes 2: 15-17)“
Hier beschädigte und zerstörte Jesus aus Wut heraus das Eigentum von Händlern, die seiner Ansicht nach ein Sakrileg begingen.

In allen drei Situationen zeigte sich eine Eigenschaft des biblischen Jesus ganz besonders: Seine Missachtung bzw. Geringschätzung von fremdem Eigentum und damit vor den Eigentümern. Zuerst lies er einen Baum verdorren, weil der keine Früchte trug, und das zu einer Zeit, zu welcher der Baum überhaupt noch keine Früchte tragen konnte (man könnte nun sagen, dass Jesus schlichtweg dumm war. Schließlich geht kein vernünftiger Mensch im Winter auf ein Erdbeerfeld und ist enttäuscht, keine Früchte zu finden). Von Respekt gegenüber der Schöpfung, von dem Bewundern der Schönheit eines Feigenbaumes (immerhin war der Schaffer und Gestalter dieses Baumes sein Vater direkt, oder – wenn man der katholischen Lehre Glauben schenkt - er selbst), davon ist keine Spur (dass es womöglich einen Besitzer gab, dem Jesus mit dieser spontanen Trotzreaktion Schaden zufügte, wird nicht einmal beachtet). Stattdessen trotziges Zerstören: "Ich krieg' keine Früchte? Dann soll keiner Früchte kriegen!".
Im zweiten Beispiel wird eben das noch um einiges deutlicher. Jesus schickt eine gesamte Schweineherde direkt zum Teufel. Warum? Aus Gefälligkeit den Dämonen gegenüber? Dass auch eben diese Schweine wahrscheinlich einen Besitzer hatten, wird wieder von ihm außer Acht gelassen. Zumindest schien Jesus sich nicht wirklich darum zu kümmern, dass die Tiere erstens für einen seiner Mitmenschen von Bedeutung waren und zweitens die Tiere selbst lebende, fühlende, Schmerz empfindende Wesen waren, die er mit seiner Handlung in den Tod trieb. Die Mitmenschen jedenfalls quittierten ihm seine Aktion damit, dass sie ihn fortschickten. Würde jemand in meinen Vorgarten tapsen und mutwillig mein Eigentum zerstören, und meine Haustiere massakrieren, würde ich wohl ebenso handeln.

Liebe predigen, Gewalt anwenden?
Kein glücklicher Spagat

Am deutlichsten wird es jedoch am dritten Beispiel, am Heraustreiben der Händler. Zuerst einmal ist interessant, woher Jesus überhaupt die Legitimation nahm, um einzugreifen. Er hielt sich selbst für den Sohn Gottes. Das erlaube ihm, Gewalt gegen seine Mitmenschen anzuwenden. Dass sein Vorgehen im direkten Widerspruch zur Goldenen Regel steht, er somit absolut unglaubwürdig agiert und sich nicht einmal an seine eigenen Vorgaben halten kann, daran dachte er in diesem Moment wohl nicht. Mit dieser „göttlichen Erlaubnis“ nun griff er die Menschen an, schlug sie, stieß ihre Stände um. Sogar verscheuchte er die Tiere. Heutzutage würden diese Aktionen wohl strafrechtlich verfolgt werden, immerhin handelte es sich um Sachbeschädigung und tätlichen Angriff.

Jesus schien dabei wohl vergessen zu haben, dass diese Händler für viele Menschen überhaupt erst die Möglichkeit eröffneten, die in der Religionsausübung geforderten Opfer darzubringen. Sei es, dass sie die makellosen Tiere anboten, die zu den Opfern zugelassen waren oder aber die entsprechenden Gelder wechselten. Das Entlarvende an dieser Geschichte ist aber nicht, dass er das nicht bedachte oder wütend darüber war. Sondern es ist ganz klar Jesu Anwendung von Gewalt. Viel einleuchtender wäre es gewesen, hätte Jesus mit den Leuten gesprochen, mit ihnen geredet, Argumente gebracht, die Menschen überzeugt, dass das, was sie tun, nicht rechtens ist. Immerhin wird in den Evangelien immer wieder behauptet, Jesus sei ein großer Lehrer, ein großer Redner. Doch davon ist hier keine Spur. Entgegen seiner eigenen Predigten und entgegen dem, was er von seinen Mitmenschen verlangte, wurde er handgreiflich. Mal ganz von der Wahrscheinlichkeit abgesehen, dass nach seinem Ausraster die Händler wohl wieder ankamen und weiter machten wie vorher.

Allgemein zeigen diese drei Begebenheiten deutlich, wie wenig Respekt Jesus mitunter vor dem Eigentum seiner Mitmenschen bzw. überhaupt vor den Mitmenschen hatte. Natürlich war das nicht durchweg der Fall. Natürlich gab es auch Begebenheiten, in denen er sich liebevoll, rücksichtsvoll, respektvoll verhielt. Nur gibt es auch die andere Seite. Und die ist nicht wegzureden.

Jesu Legitimation zur Gewaltanwendung bei seinem „Tempelausrutscher“ war, dass er „das Haus seines Vaters“ säubern wollte. Sich selbst als Gottes Sohn darzustellen mag man als Zeichen eines Größenwahns ansehen. Getoppt wird dieser Wahn noch von einer ganz anderen Vorstellung Jesu. Gemäß seiner eigenen Ansicht sei er zur Welt gekommen, um sein Leben als Lösegeld zu geben. Kompakt ausgedrückt soll durch seinen Opfertod die Menschheit von der Sünde befreit sein, durch ihn würden die Sünden vergeben werden, sodass sie Erlösung finden möge. Diese Wahnvorstellung ist an Größenwahn, Arroganz und Respektlosigkeit kaum zu überbieten.
Eben dieses Thema spricht auch Christopher Hitchens in seinem Buch „Der Herr ist kein Hirte“ an. Dort zitiert er C. S. Lewis aus seinem Buch Pardon, ich bin Christ mit folgenden Worten:
„Diese Behauptung ist wirklich so ungeheuerlich, dass sie komisch wirken muss, solange sie nicht von Gott selbst kommt. Wir alle wissen, wie ein Mensch ihm angetanes Unrecht vergibt. Jemand tritt mir auf den Fuß, und ich verzeihe ihm; jemand stiehlt mir mein Geld, und ich verzeihe ihm. Was aber würden wir von einem Menschen halten, der – selber unberaubt und unbehelligt – verkündet, er vergebe allen, die anderen Leuten auf die Füße treten und anderer Leute Geld stehlen? Eselsdumme Albernheit wäre noch die zarteste Umschreibung für ein derartiges Verhalten.
Jesu Opfer hinterfragt
Und doch hat Jesus eben dies getan. Er sagte den Menschen, ihre Sünden seien ihnen vergeben, ohne erst alle die anderen zu fragen, denen sie mit ihren Sünden unrecht getan hatten. Er verhielt sich einfach so, als sei er der am meisten Betroffene, als sei er derjenige, demgegenüber man sich am meisten vergangen habe.“
Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Jesus übergeht alle Leute, denen Schaden zugefügt wurde. Er nimmt sich das Recht heraus, in ihrem Namen Sünden vergeben zu dürfen. Das ist sicherlich nicht die Einstellung eines Menschen, der hohe ethische Standards lehren sollte. Denn er übergeht ganz direkt eine ethische Basis, nämlich die Konfliktregelung zwischen den Beteiligten.
Das mag sicherlich für die Leute angenehm klingen, die sich selbst als Sünder sehen und glauben, sie haben Sünden aufgehäuft, die ihnen vergeben werden müssten. Und wie weiter oben dargelegt wurde, legte Jesus selbst die Grundlage dafür, dass ein jeder sich als Sünder sehen sollte. Tatsächlich brauchbar war sein Wahn von der universellen Sündenvergebung keinesfalls. Denn wie soll das praktisch aussehen? Ist eine Schuld durch ihn vergeben? Wird jede Schuld durch Jesus vergeben? Eine nahe liegende Schlussfolgerung, die nicht nur in den Gräueltaten während der Kreuzzüge Anwendung fand. Die Absolution Jesu Christi ist eine Logik, die in unserem heutigen gesellschaftlichen Verständnis keineswegs förderlich ist. Eine von ihm gepredigte Sündenvergebung ist in der Rechtssprechung absolut unbrauchbar. Denn das wäre grundlegend unethisch, da die Interessen der Beteiligten keinerlei Berücksichtigung finden, sondern ein gänzlich Unbeteiligter sich das Recht herausnimmt, jegliche Schuld zu vergeben.
Auch hier zeigt ganz klar, dass Jesu Vorbild als ethische Leitlinie kläglich versagt.

Oft wird Jesus zugute gehalten, dass er diverse als barbarisch anmutende Gesetze des Alten Testaments abschaffte (z. B. angeordnete Hexenermordung, Anleitungen zum Verkauf der Tochter, Anleitungen zur Sklavenhaltung usw.) durch ein 'neues Gebot'. Als Begründung wird gern ein bestimmter Bibelvers genannt:
Johannes 13:34
„Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet.“
Zuerst einmal ist zu sagen, das Jesus an dieser Stelle überaus überheblich redet. Seine Liebe setzt er selbst als Maßstab für die Liebe seiner Nachfolger. Das ist ungefähr so demütig wie Moses Ausspruch, er sei der Demütigste unter allen Menschen gewesen (genau in diesem Punkt zeigt sich Jesu Überheblichkeit auch an anderer Stelle, wenn er in Matthäus 11:29 sagt, er sei von Herzen demütig. Demut zeigt sich nicht gerade dadurch, dass man es von sich behauptet, das macht eher genau das Gegenteil deutlich).
Darüber hinaus äußert Jesus hier nicht den Wunsch, dass sich seine Nachfolger liebevoll verhalten würden. Er trägt es auch nicht als persönliches Anliegen vor. Sondern wieder einmal spricht Jesus von einem Gebot. Das Gebot zu lieben ist in jedem Fall absurd. Denn jedem Menschen wird einleuchten, dass man eben solche Gefühle kaum erzwingen kann.

Nun, in jedem Fall ist der Vers aus Johannes 13 keinesfalls eine Ablösung der bereits bestehenden Gesetze, auch wenn es danach klingen mag. Diese großartige Chance, etwas wirklich Gutes zu tun, indem man ein bestehendes Übel verringert, hat Jesus direkt vertan. Er sprach sich sogar explizit dagegen aus, dass die bereits bestehenden Gesetze geändert oder sogar aufgelöst werden würden.
In Matthäus 5:17-19 verkündet er:
„Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“
Somit legt Jesus ausdrücklich Wert auf die Gesetze, die u. a. zig Tausend Menschen während der Inquisition das Leben kosteten. Die Hexenverbrennungen waren somit rechtfertigt durch Jesu Anspruch, die alten Gesetze müssen gewahrt bleiben (So wird in 2. Mose 22:17 klar gesagt, dass Hexen zu ermorden sind). Der Sklavenhandel, der in Europa und besonders Amerika sogar bis spät ins 19. Jahrhundert dauerte und florierte, war offensichtlich christlich rechtfertigt (u. a. in 3.Mose finden sich diverse Gesetze zum Thema Sklavenhaltung). Schließlich war Sklaverei im Einklang mit Jesu Worten, dass das Gesetz nicht vergehe. Mehr noch, er stellt für die Einhaltung dessen sogar eine besondere Belohnung im Himmelreich in Aussicht (was für jeden halbwegs Vernunftbegabten ein Albtraum wäre, da laut Jesus nur die in sein Himmelreich kämen, die im Geiste arm seien, aber nun gut…). Mit anderen Worten stellt Jesus hier auf die Missachtung der Menschenwürde eine Belohnung aus. Gerade in diesem Punkt scheinen sich Steven Weinbergs Worte zu erfüllen, nämlich dass es der Religion bedarf, damit gute Menschen Böses tun.
Wieder zeigt sich deutlich, dass Jesus als ethische Richtlinie nicht nur unbrauchbar, sondern direkt antihuman ist.

Jedoch gibt es eine Sache, die man Jesus scheinbar anrechnen darf. Sein Umgang mit Frauen war, schenkt man der Bibel Glauben, im Kontext der Zeit bemerkenswert. Während einer seiner glühendsten Fans, der spätere Apostel Paulus, Frauen direkt verdammte, beschimpfte, diskriminierte und ihnen das Sprechen bei Versammlungen verbat, unterhielt sich Jesus mit ihnen, belehrte sie, heilte sie (und für sie), lies sich von ihnen die Füße waschen… Na gut, das Letzte sollte vielleicht in solch einer Aufzählung lieber gestrichen werden. Sich von einer Frau die Füße waschen zu lassen bzw. ihr die Erlaubnis dessen geben, ist nun wirklich kein Indiz für einen besonders respektvollen Umgang, im Gegenteil, es als Privileg zu behandeln scheint doch ziemlich selbstverherrlichend.

Zwei Dinge sind hierbei auffällig. Das erste wäre das, was im vorherigen Abschnitt bereits angesprochen wurde. Trotz seines Verhaltens gegenüber Frauen stand Jesus laut eigenen Worten ganz klar zu den alten Gesetzen, die Frauen nicht unbedingt würdigten. Schaut man sich das Alte Testament mit seinen frauenfeindlichen Inhalten an, wird klar, dass die Frau dem Mann eher als Besitzobjekt zustand, mit welchem er nach Belieben verfahren könne. Jesus grenzte sich von diesen Inhalten nicht ab. Er verurteile nicht die Frauenfeindlichkeit, noch lebte er sie aus (was vielleicht auch daran lag, dass er gemäß der Bibel keine Ehefrau „besaß“). Eindeutige Aussagen zu diesem Thema sucht man jedoch vergebens. Auch in diesem Punkt hat Jesus die einzigartige Chance vertan, ein bestehendes Übel zu verringern. Mag sein, dass durch sein Beispiel sich einige angespornt fühlten, ihren Umgang mit Frauen zu überdenken, wobei das eine pure Spekulation ist. Zum einen ist das ein außerordentliches Armutszeugnis für diejenigen, die erst ein Vorbild brauchen, um Mitmenschen tatsächlich als Menschen anzuerkennen. Zum anderen bleibt die Frage, warum Jesus sich nicht ausdrücklich äußerte. Man kann darüber nun spekulieren und vermuten, am Ende steht jedoch weiterhin die Tatsache, dass brauchbare Äußerungen in diese spezielle Richtung fehlen. Umso trauriger ist es, wenn sein bereits erwähnter Nachfolger Paulus ganz im Stil und im Einklang mit dem Alten Testament wiederum gegen Frauen wetterte. Dass dieser Ton noch heute im Christentum verbreitet ist, ist umso aussagekräftiger. Falls es tatsächlich Jesu Intention gewesen sein sollte, Frauen in einem höheren Maß zu wertschätzen (obwohl das wider seiner Aussage stünde, die alten Gesetze aufrechtzuerhalten, zu denen die menschenunwürdige Behandlung von Frauen gehört), muss ganz deutlich gesagt werden, dass er auch hier voll und ganz versagte. Deutliche Aussagen und Klarstellungen hätten dem vermutlich abgeholfen, jedoch scheint das Thema für den biblischen Jesus nicht annähernd so wichtig gewesen zu sein, als dass er seine Mitmenschen darüber unterrichtete.

Im Hinterkopf sollte man jedoch behalten, dass Jesus keine Anstalten machte, sich von Frauen bedienen zu lassen. Sei es die bereits erwähnte Szene, in welcher er einer Frau gestattete, ihm die Füße zu waschen. Oder die in Lukas 8:1-3 angeführte Begebenheit, in welcher Jesus sich von Frauen beschenken lies, welche er vorher angeblich von Dämonen befreite (man kann nur hoffen, dass er dieses mal nicht wieder Schaden dadurch zufügte, wie er es mit den Schweinen tat).

Bislang zeigte sich Jesu Versagen als brauchbare ethische Richtlinie in diversen Punkten. Sei es in der Goldenen Regel, welche nichts andere ist als eine Abkupferung schon vorhandener philosophischer Grundsätze. Oder seine Vermessenheit in Bezug auf die Sündenvergebung, die sämtliche Beteiligten übergeht. Und natürlich darf sein Festhalten an alten, menschenverachtenden Geboten nicht vergessen werden.

Das alles jedoch wird in den Schatten gestellt von dem, was Jesus Menschen in Aussicht stellt, die sich nicht seinen Ansichten unterordnen, ergo sich nicht ihm unterordnen. Die wohl am weitesten verbreitete Redewendung in diesem Bezug findet sich unter anderem in Matthäus 13:47-50, wo es heißt:
„Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen ist, womit man allerlei Gattung fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein."
Keine rosigen Aussichten für Abweichler
In den „Feuerofen“ und „Heulen und Zähneklappen“. Jesus stellt direkt die Hölle in Aussicht. Das mag vielleicht zuerst einmal unspektakulär klingen, immerhin ist schon im Alten Testament oft von der Hölle die Rede. Jedoch bezieht es sich im AT auf das Totenreich, nicht auf die ewigen Qualen. Diese Folter, diese dauerhafte unmenschliche Bestrafung in Form von ewigen Qualen ist innerhalb der Bibel erst die Erfindung Jesu Christi. Natürlich gab es in anderen Kulturkreisen schon lange vor Jesus einen Ort ewiger Höllenqualen, daher liegt hier der Schluß nahe, dass Jesus nicht von allein auf diese Perversion kam, sondern sich auch in diesem Punkt bei bereits bestehendem Gedankengut bediente.
Hier einige weitere Zitate des liebevollen Jesu Christi:

„Und er hat seine Wurfschaufel in der Hand: er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.“ 
(Matthäus 3:12) (Spreu und Weizen stehen synonym für Menschen, welche mit ewigen Feuer verbrennen.)

„des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappen.“ 
(Matthäus 13: 41, 42) (Zur Erinnerung – Unrecht ist z. B. das Verstoßen gegen die bereits erwähnten Gebote des AT, auf die Jesus ausdrücklichen Wert legte.)

 „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ 
(Matthäus  25:41) (Hierzu spricht im Kontext Offenbarung  20:10 ebenfalls von einer ewigen Qual)

Diese Liste könnte man natürlich noch erweitern. Immer wiederkehrende Formulierungen sind das „Heulen und Zähneklappern“ als Ausdruck von Schmerz und Qual sowie das ewige Feuer als Zeichen der unglaublichen und immerwährenden Schmerzen, welche unliebsamen Menschen bevorstünden.
Insofern lässt Jesus nicht die Wahl, sich ihm anzuschließen. Er versucht direkt zu erpressen und einzuschüchtern. Insofern kann man ihn passend als einen Spalter bezeichnen. Denn er fügte die Menschen nicht zusammen, sondern teilte sie auf. Sein Denken war geprägt von „Spreu und Weizen“, also von Gut und Böse. Von Böcken und Lämmern. Ein recht einfaches Weltbild. Man könnte nun bekannte Diktatoren und Massenmörder aufzählen, die ebenso wie Jesus die Welt in gute Menschen und schlechte Menschen aufteilten und sich dementsprechend verhielten, aber jeder kennt sie. Nicht zuletzt ein ehemaligen Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika behauptete, das Böse existiere und man müsse es bekämpfen – der Einstieg in einen über 10 Jahre dauernden Krieg, der vor allem vielen Unbeteiligten das Leben kostete.
Besonders Jesu Worte in Matthäus 12:30 sprechen eine deutliche Sprache:
„Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich;“
Wer eine andere Meinung vertritt, ist der Feind. Im Übrigen zeigt sich hier wieder Jesu bereits angesprochener Größenwahn. Die Vorstellung, dass es Leute gab, denen Jesus komplett egal war, kannte er nicht. Für ihn gab es entweder Menschen für oder wider ihn. Behält man im Hinterkopf, dass er sich kaum von seinem Heimatort entfernte, dürfte auf der Hand liegen, dass die Menschen auf anderen Kontinenten sich wohl kaum für einen größenwahnsinnigen Zimmermann interessierten, der allen Ernstes behauptete, er würde Gottes Sohn sein. Aber immerhin vergab er ihnen ihre Sünden!

Jesu Rhetorik zeichnet sich deutlich dadurch aus, dass er die Menschen nicht mit vernünftigen und guten Argumenten zum Umdenken bringen wollte (man denke dabei an Sokrates, der weitaus vernünftiger schon Jahrhunderte vor dem jüdischen Wanderer lehrte). Sondern er versucht mittels Strafe und Belohnung seine Mitmenschen zu beeinflussen und sie auf emotionaler statt auf rationaler Ebene zu treffen. So findet sich z. B. in Matthäus 19:28, 29 der Lohn, den Jesus dafür in Aussicht stellt, ihm nachzufolgen. Er schwärmt von Besitztümern, die die Entbehrungen auf der Erde entlohnen würden. Der exakt gleichen Rhetorik sind die Attentäter des 11. Septembers in Amerika auf den Leim gegangen. Die Lehren an sich wurden nicht hinterfragt, sondern Menschen wurden durch die irrationale Belohnung nach dem Tod beeinflusst und somit zum Handeln gebracht. Natürlich heißt das nicht, dass Jesus zum Morden aufrief (obwohl er sagte, er sei gekommen, nicht um Frieden, sondern das Schwert zu bringen und, wenn auch metaphorisch, aufforderte, man möge sich Schwerter schmieden, wenn man keine besitze, was wiederum heilige Kriege rechtfertigte…), jedoch ist interessant, dass man auf die gleiche Rhetorik trifft.
Was man vergeblich sucht, sind lebensbejahende Begründungen. Im Kern ist als Beispiel der Gedanke der Goldenen Regel ja nicht schlecht, aber auch hier wird im Endeffekt die Belohnung in Aussicht gestellt, um dadurch die Menschen zum handeln zu animieren. Auch im Punkt Gedankenverbrechen argumentiert er nicht vernünftig, sondern droht indirekt. Insofern fordert Jesus die Menschen nicht auf, gut zu sein, weil sich dadurch eine angenehme und friedliche Gesellschaft ergibt (sehr einfach formuliert), sondern weil sie am Ende dafür entlohnt - oder bestraft - würden. Leider ist das für nicht wenige Missionare und sonstige Nachfolger eine sehr entlarvende Schlussfolgerung, nämlich dass sie ihrem „christlichen Werk“ nur nachgehen, weil Jesus entsprechenden Lohn für sie bereithalte. Schade auch für Jesus, der scheinbar seinen Nachfolgern so wenig Integrität zutraute, als das sie sich nicht recht verhalten würde, schlichtweg weil es richtig ist, sondern nur aufgrund einer auf sie wartenden Belohnung.
Auch hier zeigt sich wieder einmal, dass Jesus in keinerlei Hinsicht ethisch brauchbar vorging.

Was ergibt sich aus alledem schlussendlich? Auf der Hand liegt, dass Jesus aus ethischer Sicht voll und ganz versagte. Wenn man ihm heutzutage zusichert, ein Vorbote des Friedens, des Pazifismus gewesen zu sein, wird deutlich, dass es sich hierbei um eine leere Behauptung handelt, die sich bei näherer Betrachtung direkt als komplette Falschaussage herausstellt. Und die einzig brauchbare, große Aussage ist schlichtweg ein Plagiat bereits vorhandener Weisheiten, die jedoch hervorragend ohne eine angeblich göttliche Autorität und den darauf folgenden Belohnungen und Bestrafungen auskam (sogar viel besser ohne diesen Nutzlosen Ballast auskommt!).
Hinzu kommt, dass er weitläufig Aussagen und Forderungen nicht nur nicht rational begründete, wie man es eigentlich zu erwarten hat, sondern die Befolgung seiner Forderungen durch seine Autorität als Sohn Gottes rechtfertigt (was es sogar für einige Menschen heutzutage noch unmöglich macht, seine Aussagen zu hinterfragen, da sie heilig, göttlich und somit unfehlbar seien).
In vielerlei Hinsicht zeigt sich, dass ein Verzichten auf Jesu Vorbild weitaus humaner und besonders vernünftig ist, z. B. wenn es darum geht, die im AT festgelegten Regeln zu missachten, welche, nebenbei bemerkt, mittlerweile sogar gegen das Deutsche Grundgesetz verstoßen.
Ein weiter Punkt, der bislang keine Erwähnung fand ist, dass Jesus zu diversen Missständen einfach schwieg. Insofern er wirklich ein so stark beachteter und angesehner Lehrer und Redner war, als welchen ihn die Bibel darstellen möchte, wäre es ihm sicherlich ein Leichtes gewesen, gewisse Dinge anzuprangern, die seit Jahrhunderten wohl besonders in der ihm bekannten Welt Menschenleben zur Hölle auf Erden machten. Sei es  die unwürdige Respektlosigkeit gegenüber Frauen, die menschenverachtende Sklavenhaltung oder gewalttätige Konflikte.
Zu allen diesen Dingen schwieg er oder befeuerte sie sogar mit indirekten Anspielungen. Von einem Möchtegerngott sollte man doch einiges mehr erwarten.
Denn offensichtlich haben seine Nachfolger eben diese Dinge besonders gebraucht. Nehmen wir Paulus, der, wie bereits angeführt, Frauen verachtete und direkt degradierte und ein grandioses Beispiel für die Verfolgung der Juden wurde. Oder die Sklavenhaltung, welche zu Jesu Zeit eine völlig normale Angelegenheit war, sogar noch knappe 2000 Jahre nach Jesu Tod Anwendung fand, nicht zuletzt mit der direkten Berufung auf die Bibel.
Zwar sagte Jesus, wer das Schwert ziehe, würde eben dadurch auch sterben, nur hätte er eben diesen Ausspruch wohl besser nicht durch andere Ausführungen widerlegen sollen. Von einer eindeutigen Dinstanzierung zur Gewalt kann man kaum sprechen, schwärmte er doch selbst davon und wandte sie sogar selbst an. Ein leuchtendes Vorbild.

Trotz allem kann man natürlich mit einigen berühmten Christen bzw. mit Menschen argumentieren, welche unter Berufung auf Jesu Beispiel und ihre christliche Religion besonders humanistisch lebten. Als Beispiel könnte dafür Martin Luther King gelten, auf den Christopher Hitchens im bereits erwähnten Buch „Der Herr ist kein Hirte“ einging.
Jedoch wird sich in fast 100% der Fälle zeigen, dass diese Menschen in ihren humanistischen Handlungen sich entgegen den biblischen Maßstäben verhielten (und somit eigentlich unchristlich waren). Und, was noch viel schlimmer ist, sich wahrscheinlich viel mehr Beispiele für besondere Unmenschlichkeit bei Menschen finden lassen, die ihrem biblischen Vorbild in besonderem Eifer folgen wollten (auch hier kann man diverse Prominente nennen wie Mutter Theresa, welche den passenden Beinamen „Todesengel von Kalkutta“ trug, George W. Bush, der in christlicher Rhetorik vom Bösen sprach, das zu bekämpfen sei, Adolf Hitler, der in seinem Buch "Mein Kampf" von der Erfüllung Jesu Auftrag sprach und sich in seiner Judenhetze perfekt an Christen wie Paulus und Luther orientierte, Martin Luther, welcher in einem besonderen Maß gegen Juden und aufständische Bauern wetterte und ihre Ermordung forderte und sogar in Joseph Konys LRA, die durch Massenmorde, ethnische Säuberungen und eine Armee von Kindersoldaten seit Jahren Aufmerksamkeit erregt, finden sich christliche Züge.).

Es lässt sich feststellen, dass die eingangs gestellte Frage mit einem ausdrücklich „Nein!“ zu beantworten ist.
Jesus ist nicht als ethisches Vorbild zu gebrauchen.
Im Gegenteil sogar, Jesus als festes Vorbild zu nehmen ist in vielerlei Hinsicht in äußerstem Maße inhuman, spaltend und in einer toleranten Gesellschaft mehr als schädlich.



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Alle Bibelverse wurden der Lutherübersetzung entnommen.

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